10 Jun 2022
Nabil Francis, CEO und geschäftsführender Direktor von FELCO
Vor einem Jahr übernahm er die Leitung von FELCO als CEO und geschäftsführender Direktor. Nabil Francis hat seine Karriere auf internationaler Ebene durchlaufen, insbesondere in der Zementindustrie, bevor er die unzähligen Aspekte des Unternehmens FELCO entdeckte, welches vom Großvater seiner Frau Christelle gegründet wurde. Es ist Zeit für ihn, eine erste Bilanz zu ziehen und einige Zukunftsaussichten zu erörtern. Interview.
Was hat Sie nach einem Jahr an der Spitze des Unternehmens FELCO am meisten beeindruckt?
Zweifellos die Stärke der Marke. FELCO ist eine starke Marke, die für ein ikonisches Produkt steht, Symbol für Qualität, sowohl in Bezug auf die Leistung als auch auf die Nachhaltigkeit. Wir sind die Hüter diese Marke und unsere Mission ist es, die Exzellenz in der Herstellung von Schneidewerkzeugen zu bewahren. Mehr denn je müssen wir gute und außergewöhnliche Werkzeuge herstellen, die bei allen Benutzern positive Emotionen auslösen und Freude bereiten. Die vielfältigen Bedürfnisse dieser Benutzer hat mich übrigens auch überrascht.
Was ist das Besondere bei diesen Benutzern?
Wir verfügen über ein sehr vielfältiges Spektrum an Kunden. Sie mögen unsere Produkte mit starken Kontrasten. Einige suchen eher nach Leistung und Robustheit, andere nach Ergonomie, Langlebigkeit oder einem umweltfreundlichen Ansatz. Dies ist ein echter Reichtum für FELCO. Wir sind es uns schuldig, diejenigen, die uns vertrauen, nicht zu enttäuschen.
Wie nehmen Sie die Schweizer Industrie wahr, nachdem Sie mehrere Jahrzehnte in Asien gearbeitet haben?
Vor allem habe ich die Magie des Swiss Made entdeckt. Nach einem Jahr kann ich bezeugen, dass es sich nicht um einen Mythos handelt. Swiss Made ist der Ausdruck einer Kultur, der Ausdruck einer Leidenschaft für Perfektion, für Qualität. Es ist nicht nur die Handschrift einiger Ingenieure. Es ist eine Haltung, die auf allen Ebenen des Unternehmens und von allen Mitarbeitern zum Ausdruck gebracht wird. Egal, ob es sich um eine Gartenschere oder etwas anderes handelt. Wenn man etwas tut, muss man es gut machen. Aber es gibt auch eine Kehrseite der Medaille.
Was ist es?
Dieses Swiss Made hat seinen Preis, was Innovationen bremsen und die Entwicklung neuer Werkzeuge verlangsamen kann. Auch das Streben nach Perfektion kann manchmal zu einer gewissen Angst vor dem Scheitern führen und Veränderungen behindern. Andere Länder verfolgen eher einen "Test and Learn"-Ansatz, von dem wir uns manchmal inspirieren lassen könnten.
Nehmen wir zum Beispiel die FELCO 2, die 1948 auf den Markt kam. Sie macht immer noch 40 % unserer Verkäufe von Baum-, Reb- und Gartenscheren aus. Auch wenn dies allen Marketingtheorien über die Lebensdauer eines Produkts widerspricht, sollte es uns nicht davon abhalten, uns neu zu erfinden. Unsere Produktpalette zu erneuern und die Baum-, Reb- und Gartenschere von morgen zu entwickeln, wobei wir unsere Werte und die DNA unseres Unternehmens beibehalten.
Wie kann man bei einem Produkt wie einem Schneidwerkzeug innovativ sein?
FELCO hat sich immer im Einklang mit den Kundenwünschen weiterentwickelt. So haben wir Gartenscheren für Linkshänder, kraftunterstützte oder andere spezielle Produkte entwickelt, die für bestimmte spezifische Arbeiten geeignet sind. Aus diesem Grund bewegen wir uns hin zur Wahl neuer Materialien oder streben digitale Lösungen an, wie zum Beispiel DIGIVITIS. Diese vernetzte Lösung revolutioniert die tägliche Verwaltung des Weinbergs, indem sie einen vollständigen und präzisen Überblick über das Weingut bietet. Sie wurde entwickelt, um den Bedürfnissen einiger unserer Winzerkunden gerecht zu werden.
Welche Ambitionen haben Sie für das Unternehmen?
In nächster Zukunft stehen wir vor mehreren Herausforderungen. Zunächst möchten wir unser Sortiment erweitern und unsere geografische Reichweite vergrößern. Eine der größten Herausforderungen wird jedoch die operative Leistung sein. In der Schweiz zu produzieren ist heute eine Herausforderung für sich. Um dies auch in Zukunft zu gewährleisten, müssen wir unser Herstellungsverfahren kontinuierlich verbessern und in die neuesten Technologien investieren. Wir werden auch massiv in die besten Technologien investieren, unsere Prozesse automatisieren, um unsere Produktionskapazität in den nächsten drei Jahren zu verdoppeln. Unsere Produktionslinie soll zu den "best in class" gehören.
Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Unser Kundenstamm ist durch die Pandemie, während der die Menschen sich mehr mit ihrem Garten befassten, noch weitergewachsen. Dies verdeutlicht auch, wie sehr sich das Kundensegment von FELCO in den letzten Jahren verändert hat. Früher waren die FELCO-Kunden vor allem Fachleute. Heute wird diese Kundschaft durch erfahrene Amateure ergänzt, die diese aussergewöhnlichen Werkzeuge in ihrer Freizeit nutzen möchten. Dies bedeutet für uns, dass wir unsere Vision ändern müssen.
Auf welche Weise?
Man kommuniziert nicht mit diesen neuen Kunden und verkauft ihnen Werkzeuge mit denselben Methoden wie in der Vergangenheit. Man muss neue, vor allem digitale Kanäle und neue Ansätze nutzen. Vor allem, indem man den Bereich des Online-Verkaufs ausbaut. Dabei ist es wichtig, der DNA von FELCO treu zu bleiben.
Welches sind die Elemente dieser DNA?
FELCO ist ein Familienunternehmen. Der Gründer, Félix Flisch, war der Großvater meiner Frau Christelle. Das Streben nach Qualität und Nachhaltigkeit, das er dem Unternehmen eingehaucht hat, besteht bis heute fort, d.h. seit über 75 Jahren. Es ist uns ein großes Anliegen, seine Werte wie Wohlwollen, Respekt vor Mensch und Umwelt und vor allem kontinuierliche Innovation zu bewahren.
Die Marke bewegt sich also zwischen Tradition und Innovation?
Genau das ist der Fall. Wenn FELCO die Nr. 1 bleiben will, muss sich das Unternehmen immer wieder neu erfinden und sich dabei selbst treu bleiben. Wir müssen eine ikonische Marke bleiben und weiterhin aussergewöhnliche Produkte herstellen. Eine Gartenschere von FELCO ist nicht einfach nur ein Werkzeug. Sie ist ein Symbol für einen Beruf und steht für starke Werte. Diese Werte müssen das Fundament sein, auf dem die Benutzer - erfahrene Fachleute, Hobbygärtner oder Liebhaber schöner Dinge – aufgebaut ist.